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Über Trulli, Steinbacköfen und Zitronenbäume

Wir werden empfangen mit Geschenken aus dem Garten der Besitzerin, regionalen Spezialitäten, dabei auch Olivenöl aus eigenem Anbau. Wir schauen uns kurz um, wundern uns über die Kälte im Trullo, fahren aber einfach direkt los zum Einkaufen. Schließlich wollen wir nach den Tagen im Hotel endlich wieder selbst am Herd stehen. Wir sind schnell in Ostuni, der weißen Stadt und packen hauptsächlich frisches Gemüse und Obst in den Einkaufskorb. Der Hinweg ging ganz schnell, nur eine Hauptstraße entlang. Zurück meint es das Navi wohl gut mit uns und führt uns an jedem Trullo der Gegend vorbei. Wir fahren verzweigte Wege entlang, links, rechts, rechts, links, über enge Schotterpisten. Vorhin war es doch so einfach. Scheiss Technik! Es wird immer dunkler und wir wollten eigentlich schon längst zurück sein. Endlich angekommen möchten wir unsere dicken Jacken im Trullo gar nicht ausziehen, denn es sind nicht viel mehr als 12 Grad. Es stellt sich heraus, dass der Gastank leer ist. Das heißt, keine Heizung, kein warmes Wasser. Die Besitzerin wartet schon seit Tagen auf die Gaslieferung und wird immer wieder vertröstet. Hallo Italien! Wir schalten alle elektrischen Heizgeräte ein, die wir finden können und zünden ein paar Kerzen an. Natürlich fliegt direkt die Sicherung raus. Wir sind hungrig, frieren und haben uns den Tag etwas anders vorgestellt… Morgen ist Weihnachten. Die Vermieterin des Ferienhauses setzt alle Hebel in Bewegung und lässt provisorisch eine Gasflasche bringen, dazu ein weiteres großes elektrisches Heizgerät. Wir machen es uns gemütlich, kuscheln uns ins Bett, das zum Glück auch mit Heizdecken ausgestattet ist. Licht aus, Augen zu und hoffen, dass sich unser Steinhaus bis zum Morgen schon etwas aufgeheizt hat.

Wir haben lange nach einem passenden Häuschen für die Zeit in Apulien gesucht. Wo man viel Platz zum Kochen, um mit den regionalen Gemüsesorten zu experimentieren und vor allem aber einen Steinofen hat, um Pizza, Focaccia und anderes zu backen. Natürlich sollte es ein Trullo sein, das sind die typischen Rundhäuser mit Steindach. Ein Trullo zu finden ist nicht das Problem, aber eines zum verlieben, das ist schon schwieriger. In einer Nacht hat Susann bis fast 4 Uhr nach unserem kleinen Traumhäuschen gesucht. Ihr sind schon fast die Augen zugefallen, als sie schließlich auf die Agentur Cielo die Puglia gestoßen ist. Danach mussten wir nur noch eines der sorgfältig ausgewählten Objekte herauspicken. Voller Vorfreude haben wir eine Anfrage geschrieben und sofort eine wahnsinnig liebe Antwort zurückbekommen. Von Isabell. Sie hat nicht nur die Buchung des Trullo geregelt, sondern uns auch mit vielen tollen Adressen versorgt. Wir erzählten ihr direkt, was wir vorhaben – so viel wie möglich über die apulische Küche zu lernen. Das geht natürlich nur, wenn man mit den Menschen hinter dem Herd spricht. Ihren Geschichten lauscht und ihnen über die Schulter schaut. Auch junge Menschen sprechen in Apulien wenig Englisch, es ist also schwierig Kontakte zu knüpfen, ohne selbst der italienischen Sprache mächtig zu sein. Isabell war das perfekte Verbindungsglied und hat geholfen, wo sie nur konnte. Vielleicht sogar schon ein bisschen zu viel, denn es war wirklich schwer zu entscheiden, was wir in den paar Tagen machen möchten. Zu viele Möglichkeiten, zu wenig Zeit. Nach 4 Tagen in der Höhlenstadt Matera sind wir also wieder auf der Straße in Richtung Küste. An Olivenhainen entlang, an alten Masserien vorbei, durch Siedlungen mit Trulli und endlich steht unser Häuschen vor uns.

Wenn man nicht aufpasst, bekommt man vom heißen Ofen übrigens schnell eine Armenthaarung gratis. Als erstes probieren wir eine ganz einfache Focaccia mit Olivenöl und grobem Meersalz, um uns ein bisschen auf den Ofen einzugrooven und ein Gefühl für Hitze und Timing zu bekommen. Ein paar Minuten später zieht Yannic eine nahezu perfekte Focaccia aus dem Steinofen. Na dann kann’s ja wirklich losgehen. Strahlend formt er mit den Händen den nächsten Teigling und belegt ihn mit Tomaten und Oliven. Ab damit auf den heißen Stein und gespannt zusehen, wie der Teig aufgeht und goldbraun wird. Während wir gebannt in den Ofen starren, merken wir wieder einmal, mit welch’ einfachen Dingen man uns doch glücklich machen kann. Die Sonne verschwindet so langsam und wir merken, dass es eigentlich Ende Dezember und Winter ist. Also dann noch schnell unsere Pizzen backen und ab ins Warme. Drauf kommen Cardoncello Pilze, das sind braune Kräuterseitling, die typischen Pilze für die Region Apuliens. Außerdem haben wir Spitzpaprika im Ofen geröstet und anschließend gehäutet. So bekommen die Schoten ein super leckeres Aroma. Oliven, Kapern, frische Tomaten und ein wunderbarer Bio Mozzarella dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.

Glücklich und bis über beide Ohren strahlend sitzen wir anschließend in der warmen Küche mit zwei mega leckeren, knusprigen Pizzen und 3 Focaccia für den nächsten Tag. Es ist heilig Abend, vielleicht hätten wir noch ein paar Kerzen in eine Focaccia stecken sollen, damit es festlicher wird… Frohe Weihnachten!

Neuer Tag, neues Glück. Um 7 wecken uns mal wieder die Sonnenstrahlen und wir schauen uns die Natur rund ums Trulli an. Wo steckt eigentlich dieser Esel, der so einen Lärm macht und heute Morgen Hahn gespielt hat?! Die Sonne tut so gut, auch wenn es frisch ist. Heutiges Tagesziel: Steinofen anfeuern, Pizza und Focaccia backen und den schönen Sonnentag an der frischen Luft genießen. Wir haben schon zweimal in Spanien im Steinofen gebacken. Bisher haben wir das Teil allerdings noch nie selbst befeuert. Yannic ist aber zuversichtlich, dass er gut aufgepasst hat und weiß, wie es geht. Dann lassen wir ihn mal machen… Aber erst einmal muss natürlich Teig angesetzt werden, schließlich soll er schön lange gehen. Dafür haben wir uns extra etwas von unserem, nun schon 5 Jahre alten, Sauerteig von zu Hause mitgebracht. Über Nacht haben wir bereits einen Vorteig damit angesetzt, der schon ordentlich vor sich hinblubbert. Zum Vorteig kommen nun Mehl, Wasser, Salz, etwas Trockenhefe. Alles ordentlich durchkneten und eine Menge Ruhezeit vor der warmen Heizung, fertig ist der perfekte Pizzateig. Und damit zurück zum Feuer. Nach einer halben Stunde züngeln die Flammen an der Decke des Ofens und es ist schon eine ordentliche Hitze entstanden. Zeit schon einmal die Kastanien ins Feuer zu schmeißen, eine kleine Vorspeise, um den ersten Hunger zu stillen. Nach zwei Stunden kann das fröhliche Backen dann beginnen. Schnell noch ein Glas Rotwein eingeschenkt, die Ärmel hochgekrempelt und los geht’s.

Dazu gibt es, wie könnte es anders sein, Orecchiette. Das Gemüse wird in Scheiben geschnitten und mit etwas Knoblauch und Chili in Olivenöl angebraten. Danach kommt die gekochte Pasta mit in die Pfanne. Als Topping gibt es Tiralli, eine weitere regionale Spezialität. Es sind kleine Gebäckkringel, die aus Hartweizen, Olivenöl, Weißwein und Salz bestehen und vor dem Backen in siedendes Wasser getunkt werden. Wir zerstoßen die Tiralli und rösten sie mit Pinienkernen in etwas Olivenöl an. Fertig ist ein super leckeres und schnelles Mittagessen. Die apulische Küche wird oft als arme Leute Küche bezeichnet, wir finden puristisch passt besser. Wenige Zutaten werden zu einfachen, köstlichen Gerichten kombiniert. Ohne viel Schnickschnack und aufwändige Zubereitung.

Den nächsten Tag lassen wir ganz entspannt angehen. Nach einem kleinen Spaziergang schauen wir uns erst einmal das Gemüse an, das unsere Vermieterin aus ihrem Garten dagelassen hat. Darunter finden wir Puntarelle, ein Gemüse, das wir bisher noch nicht kannten. Es ist ein apulisches Wintergemüse, von dem man vor allem die Blütenknospen isst. Puntarelle ist eine Form des Chicorée und kann sowohl roh als Salat zubereitet oder aber auch gekocht werden. Es ist immer sehr spannend etwas zuzubereiten, was man vorher noch gar nicht gegessen hat. Genau darum haben wir uns auf diese kulinarische Reise gemacht. Wir haben extra nicht nach einem traditionellen Rezept mit Puntarelle recherchiert, sondern möchten gerne mit den Eindrücken, die wir bisher von der apulischen Küche bekommen haben, unsere eigene Interpretation wagen. Wir überlegen uns ein Gericht mit Cardoncello Pilzen, Lauchzwiebeln und den skurrilen Knospen der Puntarelle, die aussehen wie riesige Spargelspitzen.

Natürlich gibt es hausgemachte Tiralli, die Focaccia mit den Kräutern, die traditionelle Bohnenpaste aus getrockneten Saubohnen mit gekochter Puntarelle (da ist sie wieder, unsere neu gewonnene Freundin), eine Tarte gefüllt mit Zucchini und Ricotta und als krönenden Abschluss das wohl leckerste Zitroneneis, das wir jemals gegessen haben. Wir haben das Gefühl in pure Zitrone zu beißen und liegen mit diesem Gedanken gar nicht so falsch. Chiara hatte am Vorabend einige Zitronen im Garten gepflückt, in Stücke geschnitten, eingefroren und dann mit wenig Zucker püriert. Das Eis in der warmen Sonne zu essen, während wir auf die Zitronenbäume schauen, von denen die Früchte geerntet wurden, ist unglaublich schön. Regionaler geht’s gar nicht. Maria hat dieses Gelato früher oft gemacht, damit der Sohn mehr Obst isst. Eine trojanische Vitamin C Bombe sozusagen. Er ist übrigens gerade über Weihnachten für ein paar Tage aus Thailand, wo er jetzt lebt und arbeitet, gekommen. Als wir das hörten, haben wir erst begriffen, dass die Masseria über Weihnachten eigentlich gar nicht geöffnet hat. Wir sind quasi die Ehrengäste und die ganze Familie hat sich Zeit für uns genommen. Das ist so herzerwärmend. Bei einem Besuch auf diesem Anwesen, spürt man zu 100% die gastfreundschaftliche Mentalität der Italiener. Nach dem Essen zeigt Chiara uns dann sogar noch ein wenig die Gegend. Auf den Olivenhainen der Familie stehen einige 100 Jahre alte Bäume. Aus den Oliven wird natürlich eigenes Öl produziert, auch Rot-, Rose- und Weißwein stellen die Tommasinos selbst her. Im Sommer wird das eigene Gemüse geerntet. Wir fahren an all’ den Olivenbäumen weiter zu einem karibischen Strand, einem Naturreservoir mit Flamingos. Noch nie haben wir Flamingos in freier Wildnis gesehen. Während die Sonne untergeht fahren wir am Meer entlang zurück zur Masseria, verabschieden uns herzlich und machen uns, mit einer Flasche Wein im Gepäck, einer herrlich duftenden Zitrone in der Tasche und ganz viel Liebe im Herzen auf den Rückweg. Das Angebot einfach zu bleiben haben wir schweren Herzens abgelehnt. Keine Zahnbürsten dabei, den Kühlschrank voller Essen, Termine und ach, wir Deutschen eben. Mit so viel Herzlichkeit muss man erst einmal umgehen können. Das jemand sein ganzes Weihnachtsfest für uns auf den Kopf stellt, ist nicht so leicht zu verdauen. Aber wir kommen wieder! Das haben wir Maria und Chiara versprochen. Vielleicht hättet ihr ja Lust dabei zu sein? Denn dieser Ort wäre perfekt für einen Krautkopf Workshop. Wir spinnen schon Pläne…

Am 26. Dezember machen wir uns auf den Weg in die wunderschöne Masseria Potenti. Masserien sind alte Bauern- oder Landhäuser, davon gibt es in Apulien wahnsinnig viele. Die meisten dieser Gebäude entstanden zwischen dem 14. und dem 18. Jahrhundert. Viele Besitzer produzieren selbst Wein, Olivenöl oder andere lokale Erzeugnisse und bauen ihr eigenes Gemüse an. Wir sind voller Vorfreude über kleine Straßen mit großen Schlaglöchern unterwegs in die Masseria Potenti. Empfangen werden wir auch hier wieder wahnsinnig freundlich, mit Küsschen und Umarmung, von der Hausherrin Maria. So, als würden wir uns schon seit Jahren kennen und nach einer langen Zeit wiedersehen. Für Maria ist es etwas schwer Yannics Namen auszusprechen, also verpasst sie uns kurzerhand erst einmal italienische Namen: Susanna & Giovanni. Sie nimmt uns direkt mit in ihre große Küche, in der sie sich täglich austoben kann. Wie wohl alle Italiener kocht sie einfach aus dem Bauch heraus, hält sich nicht strikt an Rezepte, es sei denn, sie sind von der Urgroßmutter, und probiert gerne neue Dinge aus. Sie erzählt uns, dass sie es liebt mit ganz vielen frischen Kräutern zu kochen, das macht ihre Küche aus. Für uns bereitet sie deshalb eine neue Focaccia Kreation zu, mit vielen Kräutern und Lavendel. Wir beobachten sie eine Weile dabei, wie sie routiniert den Kochlöffel schwingt, fragen sie dabei aus und lassen uns dann von ihrer Tochter Chiara jeden Winkel des einzigartigen Gutshofs zeigen. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht heraus. All’ die liebevollen Details. Jede Fliese, jede Decke, jedes Bild an der Wand, Teppiche auf dem Boden, sind einfach perfekt ausgewählt und jedes Detail für sich hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Chiara berichtet mit so viel Herzblut davon, dass die Uroma selbst an dem alten Webstuhl gesessen hat, die Keramik in einem großen alten Schrank schon lange in Familienbesitz ist und wie Maria sich auf die Suche nach immer neuen einzigartigen Objekten begibt, um der Masseria ihren ganz eigenen Charme zu verleihen. Sogar das Licht ist dort ein ganz anderes. Durch die weiß gekalkten Wände wird es so reflektiert, dass die ganze Masseria zu strahlen scheint. Irgendwie hat man eher das Gefühl in Marokko zu sein, als in Italien. Wehende weiße Stoffe, ein Wald aus Kakteen, Zitronen- und Orangenbäume, die einen großartigen Duft verbreiten, ein ganz eigenes Universum. Nachdem wir einiges gesehen haben, werden wir an einen kleinen Tisch geführt, der für zwei gedeckt ist. Dann kommen nacheinander die ganzen Köstlichkeiten, die Maria vor unseren Augen in ihrer Küche liebevoll zubereitet hat.

Ab nach draußen in die Sonne und frühstücken. Danach feuern wir den Steinofen noch einmal an. Langsam kommt Routine auf. Yannic hat trotzdem immer noch unglaublichen Spaß Feuer im Ofen zu machen und dann minutenlang gefesselt in die Flammen zu starren. Da davon der Bauch alleine nicht voll wird, kümmert Susann sich schon einmal um die Zutaten. Auberginen,Tomaten, frische Datteln, Knoblauch und Zwiebeln in eine große Pfanne geben, Olivenöl und Aceto Balsamico dazu und ab damit in den heißen Steinofen. Heraus kommen zarte, geschmorte Auberginen mit leicht rauchigem Aroma. Mit der übrig gebliebenen Focaccia saugen wir jeden Tropfen der köstlichen süß-sauren Sauce auf. Rotwein ist auch noch übrig. Mensch, geht’s und gut.

Am nächsten Morgen lacht uns die Zitrone aus der Masseria an. Wir haben noch einiges übrig, das wir aufbrauchen möchten. Zwei Äpfel, Semola di grano duro, Ahornsirup und Eier. Erste Assoziation: Pfannkuchen. Ob die auch mit Hartweizendunst funktionieren, werden wir sehen. Wir schlagen also die Eier auf, mischen etwas Hartweizendunst, Salz, Mandelmilch und Zitronenabrieb hinzu. Die Äpfel in kleine Würfel schneiden, den Saft der Zitrone mit Ahornsirup mischen. Eine Pfanne mit etwas Olivenöl erhitzen, die Äpfel auf dem Pfannenboden verteilen und den Teig aufgießen. Ein paar Minuten braten, dann in den vorgeheizten Backofen, damit der Pfannkuchen auf beiden Seiten gart. Stürzen, mit dem Zitronen-Ahornsirup tränken und mit Zitronenscheiben und Rosmarin aus dem Garten garnieren.

Das Besondere an seinem Öl ist, dass die Oliven unmittelbar, in weniger als 6 Stunden, nach der Ernte kalt gepresst werden. So erzeugt er Bio-Olivenöl von allerbester Qualität. Neben dem eigenen Olivenöl stellen die beiden für ihr Label DFood auch Liköre, Marmeladen, Honig von den eigenen Bienen u.a. her. Auch wenn die Art wie Katia und Davide ihr Restaurant führen viel Zeit und Wissen voraussetzt, ist es die wohl beste. Man hat nicht nur den vollen Einfluss auf die eigenen Rezepte, sondern auch auf die Qualität aller Zutaten, die ein Gericht schließlich ausmachen. Es wird morgens aus eigenem Anbau frisch geerntet, was abends auf dem Teller der Gäste landet.

Und das dürfen wir nun auch erleben. Zurück im Restaurant kocht Katia für uns gleich zwei ihrer Gerichte. Sie lässt uns dabei in ihre Töpfe gucken und erklärt uns alles Wichtige zur Zubereitung. Es gibt die wilde Cicorie, die wir zusammen geerntet haben, auf einem Bohnenpüree und eine eher modernere Eigenkreation mit einem Kartoffelschaum, Romanesco Röschen und halbgetrockneten Tomaten. Dazu viel gutes Olivenöl. Wie schon am Vorabend schmeckte es super köstlich und wir müssen uns zurückhalten nicht die Teller abzulecken. Es ist wundervoll zu sehen, wie viel Liebe und Leidenschaft Katia in die Zubereitung steckt. Auch heute fahren wir wieder mit den Taschen voller Geschenke zurück zum Trullo. Neben zwei Flaschen ihres Olivenöls, einigen Marmeladen und einem Kaktusableger, haben die beiden uns auch alle Zutaten für einen Zitronen-Kräuter-Likör eingepackt, den wir am Abend zuvor als Digestif im Restaurant getrunken haben. Hinein kommen die Schalen der Zitronen aus ihrem eigenen Anbau, wilder Fenchel den wir zuvor frisch geerntet haben, Lorbeerblätter, Rosmarin und getrocknete Kamille Blüten.

Am letzten Tag unserer Reise treffen wir uns mit Davide und Katia vom Giardini 36 und machen uns gemeinsam auf die Suche nach wildem Gemüse und Kräutern für ein traditionelles apulisches Gericht. Den Abend davor hatten wir bereits im stilvollen und modernen Restaurant der beiden gegessen und waren gespannt mehr über das ganze Konzept zu erfahren. Die Speisekarte ist mit wenigen ausgewählten, saisonalen Gerichten wunderbar übersichtlich und dennoch ist für jeden etwas dabei. Sogar zwei vegane Optionen gab es und andere Gerichte konnte man auf Wunsch auch vegan / vegetarisch bekommen. Aus regionalen biologischen Zutaten, meist sogar aus eigenem Anbau, werden neben klassischen Gerichten wie dem „purea di fave con cicoria“ eigene Kreationen angeboten. Nach 8 Tagen Weißmehl genießen wir im Giardini das erste Vollkornbrot auf unserer Italienreise. Herrlich! Wir fahren morgens mit Davide, Katia und Davides Bruder Luciano, der uns als Übersetzer begleitet, auf das Land der beiden um wilde Cicorie und Kräuter zu sammeln. Nebenbei wird uns viel über Landwirtschaft, Pflanzenkunde und regionale Traditionen erklärt. Katia zeigt uns eine großblättrige, weiche Pflanze, deren Blätter als Verbände genutzt werden können, aus anderen Pflanzen kann man Essenzen gegen Bluthochdruck gewinnen. Die Familie besitzt 30 Hektar Land, welches biologisch bewirtschaftet wird. Jetzt im Winter werden die Wiesen wild wachsen gelassen, damit der Boden sich erholen kann und neue Nährstoffe bildet. Im Frühling wird dann umgegraben und neu gesät. Außerdem wachsen viele Kräuter und Gemüse wild und nicht nur in klassischen Beeten. Neben einer Vielzahl an Kirsch- und anderen Obstbäumen findet man auf dem großen Grundstück natürlich auch alte Olivenbäume. Davide erklärte uns, dass es sehr aufwändig ist die Oliven zu ernten, da die meist mehr als 100 Jahre alten Bäume nicht durch die typischen Rüttelmaschinen abgeerntet werden dürfen.

Während es draußen immer stürmischer wird und Hagelkörner auf den Boden prasseln, sitzen wir in unserem warmen Trullo und denken begeistert an die letzten Tage zurück. Wir wurden mit so viel Gastfreundschaft begrüßt, Menschen haben uns in ihr Heim eingeladen und mit leuchtenden Augen über ihre Küche berichtet. Für uns war es ein außergewöhnliches Erlebnis, an das wir gerne anknüpfen möchten. Wir hoffen ihr habt Lust auf weitere kulinarische Reisen. Wir haben zumindest Blut geleckt und diskutieren schon über nächste Ziele.