Säen, Pikieren, Pflanzen

Die warmen Sonnenstrahlen mussten ausgenutzt werden, denn eine ganze Menge kleiner Tomatenpflanzen wartete darauf, endlich pikiert zu werden. Und wir reden hier nicht von 50, 100 oder 500 zarten Pflänzchen, sondern von mehreren tausend. Grete baut ca. 60 alte Tomatensorten in allen Größen, Formen und Farben an. Wahnsinn! Was uns abgesehen davon ziemlich überrascht hat war, dass Grete uns nach einer kurzen Einweisung direkt uns selbst überlassen hat – es wartete genug andere Arbeit auf sie. Für uns war das ein riesiger Vertrauensbeweis, denn immerhin waren wir nun für das Wohlergehen vieler ihrer Pflanzen und damit auch für den späteren Ertrag verantwortlich.

Wir verbrachten einige Stunden bzw. Tage mit Pilu, Oeuf de Pigeon, Orange Banana, Green Zebra, Black Cherry, Friesje, Pernau Orange, Danko, Black Plum, Kariolle, Negro Azteca, Dikaja Rosa, Guernsey Island, Bianca Cherry, Persimon und wie sie noch alle hießen. Das Pikieren hatte eine so beruhigende Wirkung auf uns, dass wir immer wieder erstaunt über die geschaffte Menge waren, sobald wir mal wieder von den Pflänzchen aufschauen mussten, um neue Pflanztöpfe, Erde oder Wasser zu holen. Das ganze Klima im Gewächshaus entführte uns in eine andere Welt. Vom kalten, windigen, teilweise regennassen Draußen in diese warme Gemütlichkeit zu kommen, den Duft der feuchten Erde in der Nase, war einfach herrlich. Wir haben uns sofort wohlgefühlt.

Jedes Jahr bepflanzen wir unseren Balkon und scheinen dabei einiges richtig zu machen, wenn man sich die Ausbeute anschaut. Herrliche Tomaten, zahlreiche Gurken, Kräuter, Salate, bunte Möhren, Beten und Radieschen, Erbsen, Zucchini und letztes Jahr sogar einen ganzen Korb voll Auberginen, haben wir schon auf dem Balkon geerntet. Und das alles ohne wirklich Ahnung vom Gemüseanbau zu haben. Zu unserem Erfolg gehörte bisher also in erster Linie eine große Portion Glück. Das wollten wir unbedingt ändern und haben uns für dieses Jahr vorgenommen, eine Art Praktikum in einer Gärtnerei zu machen. Über das ganze Jahr verteilt möchten wir immer wieder ein paar Tage mithelfen, um einen kleinen Teil des täglichen Ablaufes kennenzulernen. Den perfekten Ort dafür haben wir ganz zufällig gefunden. Erinnert ihr euch noch an unseren Ausflug nach Rensow? Dort haben wir zum ersten Mal von Gretes Gärtnerei erfahren. Grete betreibt in einem kleinen Dorf in Mecklenburg, etwa zwei Autostunden von Berlin entfernt, ihre Öko-Gärtnerei mit Samenbau und Gemüseverkauf mit einer bäuerlichen und nachhaltigen Produktionsweise. Es ist viel Handarbeit gefragt, um die alten Gemüsesorten, die es ihr besonders angetan haben, anzubauen. Helfende Hände sind demnach immer willkommen. Jetzt im Frühling ist natürlich besonders viel zu tun. Schließlich muss das Gemüse für die Saison gesät werden oder ist schon bereit zum Pikieren und Setzen. Für uns ging es am Sonntag Mittag, nach einer kleinen Führung über den Hof, direkt ins Gewächshaus.