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Von Lehm, Kalk und Backstein

Mit ihrer Liebe zu alten Häusern und ihren Gedanken dazu haben uns Knut und Christina einen neuen Blick auf die Patina des Alters gegeben. Wir schätzen schon immer Gebrauchtes und dessen Spuren, die so viele Geschichten erzählen. Langsam wird uns aber immer bewusster, weshalb. Knut und Christina haben uns zum Beispiel den Begriff Wabi näher gebracht. Er steht im Japanischen für das absolut Einfache und Unverfälschte und für die Schönheit die den unprätentiösen Dingen innewohnt. In diesem Sinne möchten wir im Siedlerhaus das weiterführen, was die beiden dort schon angefangen haben – den Charakter und die wesentlichen Elemente der bereits bestehenden Strukturen hervorheben. Lehm, Mauerwerk, abgenutzte Dielen, abblätternde Farbschichten. All das wird fast schon zu abstrakter Kunst, auf der die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat. Dies möchten wir durch organische Materialien, wie pflanzlich gefärbte Naturfasern und Kalkfarben, unterstützen.

Dabei ist es uns wichtig erst ein Gespür für die richtige Auswahl der Materialien und Farben zu entwickeln – das Haus zu bewohnen und zu beobachten. Allein das Spiel von Licht und Schatten trägt einen großen Teil zu unseren Entscheidungen bei. Durch Licht und Schatten bekommen nicht nur Farben oder Räume ihre Wirkung, sondern auch gezielt platzierte Objekte, die ihre Schönheit erst im Muster ihres Schattens voll entfalten. Diese Objekte zu finden, wird sicher seine Zeit brauchen. Uns bereitet es aber große Freude nach diesen Schätzen zu suchen.

Während der Suche nach einem Zuhause im Grünen haben wir uns immer vorgestellt, wie wir ein graues Entlein in einen weißen Schwan verwandeln würden. Wie wir die Seele und den Geist des Hauses erst unter Schichten miefiger Tapete und PVC Boden freilegen müssten. Auf der einen Seite war dieser Gedanke einer kleinen Schatzsuche sehr schön. Auf der anderen Seite war es aber auch ein unglaublich schönes Gefühl das erste Mal einen Fuß in unser Siedlerhaus zu setzen und all das Verborgene bereits spüren zu können. Ganz ohne Spekulation. Wir haben euch das Haus übrigens letzten Herbst schon einmal gezeigt. Nur hätten wir uns zu diesem Zeitpunkt nie erträumt, es bald unser Eigen nennen zu dürfen. Damals haben wir es einfach nur bewundert, genossen und uns darauf gefreut, diesen Schatz von Knut und Christina vom Gutshaus Rensow, bald wieder einmal als Ferienwohnung mieten zu können. Die Begegnung mit den beiden war für uns damit nicht nur eine Bereicherung auf menschlicher Ebene, hat uns nicht nur zu neuen Gerichten und Geschichten inspiriert, sondern am Ende unseren Lebensweg in neue Bahnen gelenkt. Völlig unerwartet kam die Frage von Knut und Christina, ob wir uns vorstellen könnten dort, im Siedlerhaus in Rensow, zu leben. Trotz Begeisterung für das Haus, war da ein Funken Zweifel. Der Traum vom eigenen Heim ist schön und gut, es aber so real vor sich stehen zu haben, ist dann doch etwas anderes. Uns wurde nach dem kurzen Zögern aber ganz schnell klar, dass sich so eine Chance nie wieder bieten würde. Allein diese Lage! In Felder gebettet, nur einige hundert Meter vom Gutshaus Rensow entfernt, in dem wir letztes Jahr so viele tolle Tage verbracht haben. Mit all den Menschen drumherum, die wir so lieb gewonnen und die unsere Sichtweise auf manche Dinge verändert haben.

Und damit wieder ganz neue, natürliche Strukturen und Farben, die man nur finden, nicht aber künstlich erzeugen kann. Die Wand bis auf das Mauerwerk freizulegen bedeutet auch, eine Geschichte sichtbar zu machen. Nun ist die Geschichte unseres Hauses keine hunderte von Jahren alt aber immerhin wurden Steine und Lehm – rohe, schmucklose, solide Materialien – schon vor 70 Jahren zusammengefügt. Siedlungshäuser sind einfach gebaute, meist freistehende Häuser mit geringer Wohnfläche, dafür aber einem großen Grundstück. Sie wurden vor allem nach dem ersten Weltkrieg gebaut und teilweise erwerbslosen Menschen oder Flüchtlingen zur Selbstversorgung zur Verfügung gestellt. Zu den Häusern, die aufgrund von Materialmangel meist aus recycelten Baustoffen errichtet wurden, gehörten oft Ställe und Nebengelasse. Größere Gebäude, wie zum Beispiel alte Scheunen, wurden abgerissen, um daraus mehrere kleinere Häuser zu bauen. So befinden sich im vorderen Bereich unseres Hauses, der ursprünglich als Stall genutzt wurde, wohl bis zu 300 Jahre alte Balken, die dort Ende der 1940er Jahre eine neue Verwendung gefunden haben. Jeden Tag entdecken wir einen weiteren Teil dieser Geschichte. Wenn wir mit den nackten Füßen erst über die kalten, unebenen Backsteine gehen, dann über warmes, angegrautes Holz. Wenn wir aus dem Fenster schauen – der Blick lässt an ein Gemälde denken, das sich über das Jahr hinweg verändern wird. Wenn die Flammen im Ofen ihre Schatten auf die Wände werfen. All diese Kleinigkeiten erzählen uns etwas über diejenigen, die das Haus gebaut und darin gelebt haben. Diese einfachen Dinge überhaupt wahrzunehmen, ist wahnsinnig inspirierend und auf eine Art beruhigend. Sie lassen uns spüren, was da Vinci wohl damit meinte, dass die Einfachheit die höchste Stufe der Vollendung sei.

Für die passenden Farben, auf denen Licht und Schatten tanzen können, haben wir uns bereits entschieden. Die Kalkfarben von Bauwerk Colour*, die im Einklang mit der Natur hergestellt werden, haben es uns angetan. Besonders die warmen Töne, die den Eindruck vermitteln, man hätte Ton, Lehm und Erde an die Wand gebracht. Sie passen perfekt in dieses Haus und zu dem Gefühl, welches wir damit verbinden. Es ist immer wieder großartig, Unternehmen zu entdecken, bei denen uns nicht nur die Produkte überzeugen, sondern auch die Philosophie dahinter. Diese Kalkfarben werden mit Ton, Mineralien und natürlichen Pigmenten hergestellt. Sie enthalten weder Biozide oder andere schädliche Zusätze, noch werden während des gesamten Herstellungsprozesses, der zu 100% aus Ökostrom erfolgt, Chemikalien an die Umwelt abgegeben. Auch wenn wir unsere Lieblingsfarbtöne schon ausgewählt haben, möchten wir sehr behutsam vorgehen und uns mit allen Entscheidungen genügend Zeit lassen. Denn das Haus hat seinen eigenen Kopf, lässt sich nicht verbiegen. Wir sind diejenigen, die vom Haus gelenkt werden. So wollten wir zum Beispiel farblich mit den Holzpaneelen spielen, die in sanften Grautönen gestrichen waren. Als wir bemerkten, dass sich dahinter noch Tapete befand, die im Laufe der Jahre Feuchtigkeit gespeichert und damit den Putz porös gemacht hat, waren wir kurz ratlos. Solche anfälligen Stellen bewusst zu belassen kam für uns nicht in Frage. Alle Paneelen zu entfernen war aber ganz und gar nicht die Idee gewesen. Unsere Gedanken zur farblichen Gestaltung waren damit vorläufig über den Haufen geworfen und natürlich auch der Zeitplan. Solche unerwarteten Zwischenfälle mögen im ersten Moment ärgerlich sein, wir möchten sie aber eher als besondere Geschenke sehen. Unter der Holzverkleidung, Tapete und abbröckelndem Putz kam das Mauerwerk mit Lehm und Backsteinen zum Vorschein.

Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Bauwerk Colour. Auch wenn uns die Farben zur Verfügung gestellt wurden, geben wir nur unsere eigene unbeeinflusste Meinung wieder. Über Inhalt und Text des Beitrags hatten wir völlig freie Hand.