Durch dieses Zusammenspiel fördern sich Pflanzen im Wachstum und wehren im optimalen Fall sogar Schädlinge und Pflanzenkrankheiten ab, bzw. wirken ihnen vorbeugend entgegen. Solch ein Gleichgewicht ermöglicht es, wenig einzugreifen und kann viel Arbeit und Ärger ersparen.
Auf diesem Prinzip basieren alle ökologischen Kreisläufe, die die Natur in vielen Jahrtausenden perfektioniert hat. Nehmen wir einen Wald oder eine Wiese. Die einzelnen dort wachsenden Arten haben sich im Laufe der Zeit aufeinander eingestellt um eine Gemeinschaft zu bilden, in der jeder die Menge an Licht, Wasser, Raum und Nähstoffen bekommt, die er benötigt. Das Ziel bei unserer Beetplanung ist es, uns genau solche guten Nachbarschaften zwischen den Kulturpflanzen zu Nutze zu machen und schlechte zu vermeiden. Hierfür können wir zum Glück auf Wissen und Erfahrungen, die auf jahrzehntelangen, teilweise sogar jahrhundertelangen Beobachtungen beruhen, zurückgreifen. Stück für Stück möchten wir diese Zusammenhänge besser verstehen und nachvollziehen können.
Dafür hat es uns erst einmal sehr geholfen, uns einen Überblick über die verschiedenen Pflanzenfamilien zu verschaffen. Denn Pflanzen gleicher Familie sind in der Regel keine guten Partner. Sie wirken sich nicht positiv aufeinander aus, da sich sowohl der Nährstoffbedarf ähnelt, als auch die selben Schädlinge angezogen werden oder eine Anfälligkeit für die selben Krankheiten besteht. Ob man also eine ganze Reihe Gurken anbaut, oder sie sich mit Kürbissen und Zucchini abwechseln, hätte keinen Einfluss auf die Pflanzengesund da alle drei zur selben Pflanzenfamilie gehören.
Ein paar Mischkulturen, die wir bereits erfolgreich angepflanzt haben, möchten wir euch noch etwas genauer vorstellen.
In unserem letzten Artikel haben wir euch bereits einen Einblick darüber gegeben, wie wir uns organisieren, um bei Saatgut, Sorten und Anzucht nicht den Überblick zu verlieren. Im nächsten Schritt geht es darum, das Gemüse so ins Beet zu bekommen, dass wir über einen möglichst langen Zeitraum eine abwechslungsreiche und üppige Ernte einfahren können. Doch bevor wir unsere Beetpläne für die neue Saison mit euch teilen, möchten wir erst einmal über ein spannendes Thema schreiben, auf dem unsere gesamte Pflanzplanung beruht.
Auch wenn unsere Gartenstruktur sehr geometrisch und geordnet ist, mögen wir es im Grunde gerne wild. Mit verschiedenen Pflanzen, die unterschiedliche Farben, Höhen und Strukturen in den Garten bringen, brechen wir die Geradlinigkeit wieder auf und geben dem Nutzgarten, auch wenn er künstlich angelegt ist, die nötige Natürlichkeit. Pflanzen miteinander zu kombinieren finden wir also schon einmal rein optisch wunderbar. Für uns hat es allerdings noch eine andere, viel wichtigere Bedeutung.
Um den Boden möglichst wenig auszulaugen und Krankheiten vorzubeugen, bauen wir unser Gemüse in Mischkultur an. Die Pflanzen werden so miteinander kombiniert, dass sie gegenseitig voneinander profitieren können. So kann eine Pflanze die Nährstoffe aus dem Boden aufnehmen, die die benachbarte Pflanze nicht oder nur in geringen Mengen braucht. Pflanzen geben aber auch selbst verschiedene Substanzen aus ihrem Stoffwechsel ab, die für den Boden und ihre Nachbarn nützlich sein können. Es entsteht ein Wechselspiel aus Geben und Nehmen. Das kann unterirdisch durch Wurzelausscheiden stattfinden, oder auch überirdisch über Düfte wie ätherische Öle. Auch weitere Pflanzeneigenschaften begünstigen bestimmte Kombinationen. So setzt man tief- mit flachwurzelnden Pflanzen zusammen oder hoch wachsende Pflanzen mit bodenbedeckenden.
Kürbis, Mais und Bohnen
Eine der wohl ältesten Mischkulturen ist die so genannte „Milpa“. Schon seit Jahrhunderten kombinieren die Maya und ihre Nachfahren die „drei Schwestern“ Kürbis, Mais und Stangenbohnen miteinander. Der gegenseitige Nutzen findet hier auf ganz unterschiedlichen Ebenen statt. Die Maispflanzen dienen als Rankhilfe für die Bohnen, diese versorgen wiederum Mais und Kürbis über ihre Wurzeln mit Stickstoff. Der Kürbis bedeckt mit seinen ausladenden Blättern den Boden und schützt ihn vor Austrocknung und ungewünschten Beikräutern.
Kohl, Sellerie und Tomaten
In der letzten Saison bestand eines unserer Beete aus Blumenkohl, Sellerie und Tomaten. Die Nährstoffe, die der Sellerie nicht verwerten kann, sind für den Blumenkohl wachstumsfördernd und so leichter zugänglich. Sellerie hält mit seinem Duft außerdem Kohlschädlinge fern. Die Tomaten halten ebenfalls Kohlweißlinge fern und schützen den Sellerie vor Rostkrankheiten.
Auch Rot- und Weißkohl pflanzen wir zusammen mit Tomaten, um den Befall von Kohlweißlinge zu reduzieren.
Lauch und Möhren
Die von der wachsenden Möhrenwurzel ausgehenden Gase haben einen Wachstumsfördernder Einfluss auf Lauch. Dieser wiederum hält, wie auch andere Zwiebelgewächse, die Möhrenfliege fern.
Kohlrabi und Spinat
Eine schöne Mischkultur im Frühjahr ist Kohlrabi und Spinat. Der Spinat sondert Saponin ab, welches das Wachstum von Kohlrabi fördert. Davon können auch viele andere Gemüsesorten profitieren. Die Saponine verbessern die Nährstoffaufnahme der benachbarten Pflanzen. Der Spinat beschattet außerdem den Boden und hält damit das Wasser im Boden und lästige Beikräuter fern.
Zwiebelgewächse und Erdbeeren
Zwischen unsere Erdbeeren stecken wir Zwiebeln und Knoblauch, da beides durch seine bakteriziden u. fungiziden Wirkstoffe gut gegen Spinnmilben und Bodenpilze wirken. Auch andere Zwiebelgewächse wie Schnittlauch oder Lauch können vor Grauschimmel bei Erdbeeren schützen.
Kräuter und Blumen in der Mischkultur
Ein Großteil der Küchenkräuter kann bereichernd für Gemüsepflanzen sein. Thymian, Ysop, Rosmarin und Salbei sollen durch Duftabsonderungen Kohlweislinge, Kohl- oder Möhrenfliegen vertreiben. Generell gehören Kräuter, Gewürz- und Heilpflanzen zu unseren liebsten Mischkulturen.
Bohnenkraut
Bohnen und Bohnenkraut sind nicht nur im Kochtopf eine gute Kombination. Das Kraut vertreibt die Bohnenfliege und die Schwarze Bohnenlaus. Die Duftstoffe des Bohnenkrauts fördern außerdem das Wachstum und Aroma der Hülsenfrüchte. Auch Rote Bete und Salat profitiert von dem Würzkraut.
Tagetes und Ringelblume
Tagetes und Ringelblumen schützen vor bestimmten Arten von Nematoden. Die Fadenwürmer kommen in mehreren Tausend verschiedenen Arten vor und können zwar auch nützlich, im Großteil aber schädlich sein. Durch das Eindringen in das Wurzelsystem können Nematoden den Stoffwechselkreislauf von Pflanzen stark beeinträchtigen. Erbsen, Bohnen, Möhren, Kohl, Beeten, Rüben, Zwiebeln, Lauch oder Kartoffeln mögen die meist mikroskopisch kleinen Würmchen besonders als Wirtspflanzen. Daher bietet es sich an diese gemeinsam mit Ringel- oder Studentenblumen (Tagetes) anzubauen. Die Tagetes sollen auch bestimmte Viren, die weiße Fliege und Läuse fernhalten. Zwischen die Reihen gesät haben Ringelblumen eine förderliche Wirkung auf z.b. Tomaten. Besonders über ihr Wurzelwerk scheiden sie Pflanzenfördernde Substanzen aus.
Kamille
An den Rändern von Bohnen und Erbsen, zwischen Salat und Spinat fördert die Kamille die Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten. Auch auf das Wachstum von Tomaten und deren Aroma soll sie positiven Einfluss haben.
Borretsch
Borretsch sieht nicht nur hübsch im Beet aus, er lockt mit seinen vielen Blüten auch unzählige Insekten an. So fungiert er als hervorragende Bestäubungshilfe. Hier profitieren besonders Gurke, Zucchini und Kürbis von ihm. Die Gewürz- und Heilpflanze soll aber auch Schädlingsabweisend bei Kohlrabi und anderen Kohlarten wirken. Außerdem halten die haarigen Blätter Schnecken fern. Man sollte die Pflanze allerdings bevorzugt an die Beetränder setzen, da sie enorm wuchern und so den Kulturpflanzen schnell Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe machen kann.
Kapuziner Kresse
Sie wehrt durch ihren scharfen Geruch Schadinsekten, besonders Läuse, ab. Hier sollte man sich jedoch für eine kleinbleibende, bodendeckende Sorte entscheiden, da sie sich sonst schnell im Beet ausbreitet und natürlich zum Saisonende, wie auch die Ringelblume, jede Menge Samen hinterlässt. Diese sollte man, wenn die Pflanzen sich nicht wild ausbreiten sollen, vor der Reife abernten.
Sonnenblumen
Sonnenblumen können als Bodenverbesserer dienen. Diese Jahr möchten wir eine niedrig wachsende Sorte im Nutzgarten integrieren.
Basilikum
Basilikum wächst aufgrund seiner förderlichen Wirkung bei uns ebenfalls an verschiedenen Stellen im Garten. Gegen Mehltau und die Weiße Fliege setzen wir es zum Beispiel an Gurken oder Kohlgewächsen ein.
Dill
Dill fördert die Keimfähigkeit von Saaten und hält durch seine Duftstoffe Schädlinge, wie Blattläuse, ab. Möhren, Gurken, Kohlarten, Rote Bete, Zwiebeln und Dicke Bohnen profitieren von ihm. Wir sähen Dill, in vielen unserer Beete, zwischen die Gemüsepflanzen.
Man muss natürlich dazu sagen, dass eine Anpflanzung in Mischkultur keine Garantie bietet, dass ihr keinerlei Schädlinge im Gemüsebeet habt und nur noch prall gefüllte Erntekörbe aus dem Garten schleppt. Der Anbau von Gemüse in Mischkultur kann aber einen guten Beitrag zu einem gesunden Garten leisten. Darüber hinaus finden wir, dass es wunderschön ausschaut, wie die verschiedenen Gemüsesorten, farbenprächtig und auf unterschiedlichen Ebenen, im Beet zusammen wachsen.