Statt Artenvielfalt finden die Bienen eine Intensivlandwirtschaft in Monokultur vor. Wir können den gerade satt blühenden, gelben Rapsfeldern auch eine gewisse Schönheit abgewinnen. Mit Natur haben sie jedoch wenig zu tun, sondern tragen sogar zur Zerstörung eben dieser bei. Von Gentechnik, chemischen Düngern und Pestiziden fangen wir lieber gar nicht erst an. Wir möchten es, in unserem eigenen kleinen Kosmos, anders machen. Wir möchten selbst erfahren, was es bedeutet, die Natur im Rahmen unserer Möglichkeiten zu bereichern, anstatt sie nur auszubeuten. Manchmal ist das nicht leicht. Besonders, da wir uns für ein möglichst nachhaltiges Handeln erst einmal ganz viel Wissen und auch Erfahrungswerte aneignen müssen.
Vielleicht erinnert ihr euch noch an unsere ersten Gedanken, vor über einem Jahr, zur Gestaltung des Nutzgartens. Damals war unsere Vorstellung, inspiriert von den Büchern die wir über Permakultur gelesen hatten, jeder Pflanze den passenden Ort auf dem 3.000 Quadatmeter großen Grundstück zuzuweisen und kleine Biotope zu schaffen, in denen Flora und Fauna im Einklang gedeihen und sich gegenseitig bereichern. Bereits im letzten Jahr haben wir uns dann jedoch für den klassischeren Bauerngarten entschieden. Klare, geometrische Formen vereinfachen für uns sowohl den Anbau, als auch die Pflege und Ernte des Gemüses. Abgehakt haben wir die Permakultur natürlich nicht. Im Grunde sehen wir sie eher als eine Philosophie, als eine konkrete Art zu Gärtnern, nach deren Grundsatz wir uns richten möchten: Mit der Natur, statt gegen die Natur. In einem naturnahen Bauerngarten spielen ohnehin viele Aspekte der Permakultur mit. Natürliche Kreisläufe können selbstverständlich auch in geordneten Formen ablaufen. Dazu zählt für uns eine bewusste Fruchtfolge und Mischkultur, sowie eine dicke Schicht Mulch aus Rasenschnitt auf den Beeten, das Ansetzen von natürlichen Mitteln zur Stärkung der Pflanzen wie Jauchen, Brühen und Tees. Das nur kurz, da wir es bereits an anderer Stelle im Blog beschrieben haben.
Mit der Natur zu arbeiten bedeutet aber auch, Plätze für Nützlinge zu schaffen. Bevor wir es endlich einmal schaffen eine Hängematte im Garten aufzuspannen, wird vermutlich noch das nächste Wildbienenhaus gebaut, Stein- und Holzhaufen aufgeschüttet um Platz für Igel, Insekten, kleine Reptilien und Amphibien zu schaffen. Vielleicht ist all das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die drastischen Veränderungen unserer Welt können wir damit nicht aufhalten. Aber vielleicht können wir den ein oder anderen dazu inspirieren, es uns gleich zu tun und die Faszination für die Abläufe in der Natur für sich zu entdecken.
Nun ist es schon Ende Mai und endlich kommt in unserem neu angelegten Gemüsegarten alles zusammen. In den Wochen nach unserem letzten Bericht hat sich einiges getan. Die Beetflächen wurden fertig umrandet und für die Bepflanzung vorbereitet. Dabei sind wir noch auf einige Überraschungen gestoßen, die uns viele Stunden, ach Tage, an Arbeit gekostet haben. Von den Nerven ganz zu schweigen. Aber wir ersparen euch die leidigen Geschichten und uns die Erinnerung daran. Viel schöner ist es doch zu berichten, dass ein Großteil der Pflanzen nun im Boden ist und sich prächtig entwickelt. Diverse Kräuter, Fenchel, Radieschen und Spinat werden schon in Mengen geerntet. Die Erbsen ranken sich an ihrer neuen Kletterhilfe empor und Stück für Stück wandern auch die späteren Gemüsesorten in die Beete. Über 100 verschiedene Sorten sind es dieses Jahr geworden. Darunter allein 12 Tomatenvariationen und 8 Kartoffelsorten. Besonderen Wert bei der Auswahl unserer Sorten legen wir auf alte, selten gewordene, samenfeste Kulturpflanzen. Optimal ist es, wenn das Saatgut in der Region gewonnen wird. So sind die Pflanzen am besten an das Klima hier in Mecklenburg angepasst.
Neben den vielen verschiedenen Gemüsesorten, haben wir auf über 40 Quadratmetern, rund um unser Gewächshaus, eine Vielzahl an essbaren Stauden angepflanzt. 360 Pflanzen sind es an der Zahl, darunter Sorten wie Wiesenknöterich, Taglilie, Echinacea, Lavendel, Anis-Ysop, Malven, Glockenblumen, Frauenmantel, Süßdolde, Duft- und Horn-Veilchen, um nur einige zu nennen. Die Stauden sind so aufeinander abgestimmt, dass wir das ganze Jahr über essbare Blüten, Blätter oder Samen ernten können. Die unterschiedlichen Pflanzen ergeben in ihrer Mischung aus Blattformen und Wuchshöhen nicht nur optisch ein schönes Bild, sondern vertragen sich auch wunderbar als Nachbarn. Sie werden eine tolle Bereicherung unserer Küche sein, aber auch die Wirkung unseres Gartens prägen. Schließlich werden die Staudenbeete nicht, wie unsere Gemüsebeete, jedes Jahr aufs neue geplant und bepflanzt, sondern sind im besten Fall auf viele Jahre angelegt und entfalten immer wieder aufs neue ihre Pracht. Die versetzte und dadurch lang anhaltende Blühdauer wird nicht nur uns Freude bringen, sondern auch den vielen Wildbienenarten, die wir hier beobachten können. In Deutschland gibt es über 500 verschiedene Arten von ihnen. Wahnsinn oder? Jedoch ist, wie ihr sicher wisst, ein Großteil der Arten gefährdet oder sogar schon vom Aussterben bedroht. Das liegt vorrangig daran, dass ihre Futterquellen ganz spezifische Pflanzen sind, auf die die Insekten sich im Laufe der Evolution eingestellt haben. Die meisten Wildbienen sind auch bei der Wahl des Nistplatzes und des Baumaterials spezialisiert auf bestimmte Begebenheiten, die leider immer mehr verschwinden.